Beiträge |
Nehmen Sie sich ein bisschen Zeit und lesen Sie die folgende interessante Studie.
Zur Übersicht Zur HauptübersichtJonglieren lässt Erwachsenenhirne anwachsen.
"Nature"-Publikation: Studie von
Wissenschaftlern der Universitäten Regensburg und Jena weist erstmals
lernbedingte strukturelle Veränderung im menschlichen Erwachsenenhirn nach.
Was die Hirnstrukturen betrifft
war man bisher davon ausgegangen, dass Erwachsenenhirne keinen wesentlichen
Zuwachs an grauen Zellen mehr erhalten, sondern sich lediglich altersbedingt
oder durch Krankheit zurückbilden . Wissenschaftler von der Universität
Regensburg und der Universität Jena konnten nun erstmals in einer Studie nachweisen,
dass sich auch Erwachsenenhirne bei entsprechendem Training noch verändern. Die
Ergebnisse erscheinen am 22. Januar in der neuesten Ausgabe der renommierten
internationalen Fachzeitschrift Nature. Ich saß am Schreibtisch, das Kinn auf beide Hände gestützt und blätterte in meinem
Terminkalender, der noch einige große Lücken aufwies und träumte von
den großen Jongleuren wie Francis Brunn, Ernesto Montego mit bürgerlichen Namen Ernst Kuhn (beide aus
Aschaffenburg) ... von großen Auftritten ... und außergewöhnlichen
Herausforderungen. Nach der einwandfreien abgeschlossenen Kür von Hermann
startete der Pflichtteil: Viele Größe an alle Teilnehmer und vielen Dank an Frau Dr. Gabi Lahner und Hermann Bürgin für diesen einmaligen Event im
Dienste der Wissenschaft ;O).
21.01.2004 - (idw) Universität Regensburg
Das Team um den Regensburger Neurologen PD Dr. Arne May ließ Erwachsene
(Altersdurchschnitt 22 Jahre) drei Monate lang das Jonglieren lernen. Die 12
besten Kandidaten, die drei Bälle mindestens 60 Sekunden lang in der Luft
halten konnten, wurden für die Studie ausgewählt. Ihre Hirne wurden vor dem Training,
direkt nach dem Training und nach dreimonatiger Trainingspause untersucht und
mit den Hirnen untrainierter Probanden verglichen.
"Anfangs ließen sich keine wesentlichen Unterschiede in der grauen
Substanz der angehenden und der Nicht-Jongleure feststellen", erklärt Dr.
May. Nachdem jedoch die eine Gruppe innerhalb von drei Monaten das Jonglieren
erlernt hatte, ließen diese Jongleure eine deutliche beidseitige Vergrööerung
der grauen Substanz in der linken hinteren Furche zwischen oberem und unterem Seitenläppchen
des Gehirns (im intra-parietalen Sulcus) erkennen. Dieses Gebiet ist darauf
spezialisiert, Bewegungen von Objekten im dreidimensionalen Raum wahrzunehmen.
"Nach einer dreimonatigen Trainingspause hatte sich diese Erweiterung
teilweise wieder zurückgebildet", so der Studienleiter weiter.
Somit konnte ein enger Bezug zwischen diesen strukturellen Veränderungen und
dem Erlernen von Jonglieren nachgewiesen werden, denn die Kontrollgruppe zeigte
keinerlei Veränderungen in diesem Bereich. "Dieses Ergebnis widerlegt die
gängige Vorstellung, dass sich die anatomische Struktur des erwachsenen Gehirns
nicht mehr verändert, es sei denn durch den Alterungsprozess oder
Krankheit", fasst der Neurologe aus Regensburg zusammen. Die Studie belege
vielmehr, dass der Lernprozess strukturelle Veränderungen in der Gehirnrinde
bewirkt.
Welche Prozesse dabei auf der mikroskopischen Ebene ablaufen ist noch unklar.
Hier müssen histologische Untersuchungen Aufschluss geben. Die Veränderungen im
sichtbaren Bereich könnten von einer Zunahme der Verbindungen (Synapsen) oder
der Neuriten herrühren, - den der Reizleitung dienenden Fortsätzen der
Nervenzellen. Eine weitere Möglichkeit wäre die vermehrte Zellentstehung bei
der Stützsubstanz (Glia) oder den Neuronen.
Die beobachteten Veränderungen fanden weniger im motorischen als vielmehr im
visuellen Bereich der Hirnrinde statt, wo es um das Erfassen von räumlichen
Bewegungsabläufen geht. Schlaganfall-Patienten mit einer Läsion in dieser
Region sind bewegungsblind, die Bewegung z. B. eines vorbeifahrenden Autos
erscheint für sie wie "eingefroren". Die zweite bei den Jongleuren
veränderte Region (intra-parietaler Sulcus) ist für das Ergreifen von
Gegenständen verantwortlich. Wie das Anwachsen der Areale für das Bewegungssehen
beweist, liegt die Schwierigkeit beim Jonglieren offenbar darin, die Bewegung
der Bälle visuell zu erfassen und zu analysieren.
Um die Veränderungen im Hirn zu lokalisieren und darzustellen, wurden Aufnahmen
der Hirne mittels Magnetresonanztomographie (MRT) angefertigt und Ebene für
Ebene analysiert . Die Messungen und Auswertungen wurden in enger
Zusammenarbeit mit Dr. Christian Gaser von der Friedrich-Schiller-Universität
Jena durchgeführt. Der Ko-Autor aus Jena brachte seine Kompetenzen als Elektrotechniker
und Spezialist für voxelbasierte Morphometrie ein. So heißt die Methode, mit
der dreidimensionale Hirnlandschaften am Computer dargestellt werden. Gaser,
der an Klinik für Psychiatrie der Universität Jena arbeitet, entwickelt derzeit
die Mess-Methode weiter. Zukünftig sollen mittels deformationsbasierter
Morphometrie kleinste Änderungen in den interessanten Hirnregionen im
Zeitverlauf nachgewiesen werden
Rudolf F. Dietze, Universität Regensburg
Stefanie Hahn, Universität Jena
Die Arbeitsgruppe Bildgebung am Lehrstuhl für Neurologie
Einer der wissenschaftlichen Schwerpunkte des Regensburger Lehrstuhls für
Neurologie (Direktor: Professor Dr. Ulrich Bogdahn) ist die Regeneration und
der Zellersatz akuter und chronisch neurodegenerativer Erkrankungen. In diesem
Rahmen hat die funktionelle Bildgebung (neben Stammzellforschung, Genetik und
Tumorforschung) eine zentrale und verbindende Rolle. Neben der morphologischen
Erforschung von Erkrankungen (neueste Arbeiten: Schlaf- und Bewegungsstörungen)
richtet sich das Augenmerk der "Arbeitsgruppe Bildgebung" (Leiter: Priv.-Doz.
Dr. Arne May) daher auf plastische Vorgänge des Gehirns - auch beim Gesunden.
Die vorliegende Arbeit zum Lernen von Jonglieren ist der Beginn einer ganze
Reihe von geplanten Arbeiten mit vielen Kooperationspartnern und mit
finanzieller Unterstützung direkt durch die Universität Regensburg
(ReForm-Projekte) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), um der
Plastizität und Reorganisation des menschlichen Gehirns auf die Spur zu kommen.
Kontakt:
PD Dr. Arne May
Klinik für Neurologie der Universität Regensburg
Tel.: 0941 7 941 3320
E-Mail: arne.may@klinik.uni-regensburg.de
http://www.uni-regensburg
de/Fakultaeten/Medizin/Neurologie/Mitarbeiter/mitarbeit.html
Pressestelle der Universität Regensburg
Dr. Rudolf F. Dietze, M.A.
Tel. 0941 / 943 2302
Fax: 0941 / 943 4929
E-Mail: rudolf.dietze@verwaltung.uni-regensburg.de
Ansprechpartner an der Universität Jena
Zur voxelbasierten Morphometrie:
Dr. Christian Gaser Klinik für Psychiatrie der Universität Jena
Tel.: 03641 7 935805
E-Mail: christian.gaser@uni-jena.de
Allgemeine Anfragen:
Stefanie Hahn
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Tel.: 03641 / 931041
Luigis Beitrag zur Studie
Zur gleichen Zeit etwa machte sich Frau Dr. Gabi Lahner vom Graduiertenkolleg
"Neuronale Plastizität" an der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt,
ihre Gedanken um das alljährlich stattfindende Wochenendseminar des
Graduiertenkollegs. Die angehenden Doktoranden der Neurologie und der Stab des Graduiertenkollegs
sollten zwischen den Vorträgen der Studenten wenigsten eine kleine Auszeit
erfahren. Zur Ablenkung und Entspannung wurde immer etwas angeboten. Aber diesmal sollte es etwas
Besonderes, etwas Neues, sein. Es muss reifen, dachte sie. Eines war jedoch
sicher, dass es wieder im Schullandheim Hobbach in Unterfranken stattfinden würde. In einem Gespräch
mit Hermann Bürgin, pädagogischer Mitarbeiter des Schullandheims, kam heraus,
dass es nur "Jonglieren" sein kann. Hermann Bürgin musste nicht
lange überlegen: "Ich hätte sogar einen Jongleur anzubieten. Bei ihm hatte ich im April 2002 einen
Jonglierkurs in der VHS-Aschaffenburg besucht. Den ruf ich mal an!"
So klingelte bei mir eines Abends das Telefon und einige Tage später stand der Termin fest.
Das Wochenende des Graduiertenkollegs im nächsten Jahr hatte eine neue Attraktion und
ich eine außergewöhnliche Herausforderung. Neugierig besuchte ich
Herr "Guckel" im Internet. Was ist das Graduiertenkolleg? Whow, es hat etwas mit
Neurologie zu tun. Mit Studenten und Professoren der Neurologie. Eine
Institution für angehende Doktoren. Ich dachte mir, das Kursthema "Jonglieren" ist genau richtig.
Ich fieberte, genau wie die Studenten des Graduiertenkollegs, die eine Präsentation vor versammelter Mannschaft vorzutragen
hatten, auf diesen Tag hin, denn meine Jonglage stand dieses Wochenende auch im Zeichen der Neurologie.
Aber konnte ich mit dem Motto "Jonglieren lässt Erwachsenenhirne anwachsen" der Studie
behilflich sein? Konnte ich in kürzester Zeit den größten
Erfolg verzeichnen? Ich wollte es wissen, aber konnte ich den Verlauf jetzt schon
vorhersagen? Zu viele Unbekannte! So stand ich am 4. Februar 2006 mitten auf
dem großen Gelände des Schullandheims Hobbach und hatte das Programm:
Internal Weekendseminar of the Graduate Program "Neural Plasticity" 3. - 5.
Februar 2006 at "Schullandheim Hobbach" in den Händen. Ich las - nicht zum ersten
Mal - zwischen "lunch" und "supper" die wenigen Zeilen:
ca. 14:00 - ca.
17:00 Uhr "Jetzt fliegen die Fetzen...",
Ähh, nein, die Tücher und Bälle
Jonglage - Training mit Luigi dem Gaukler
denn: "Jonglieren lässt Erwachsenenhirne anwachsen"
Draganski et al 2004 (Nature 427,311-312)
Als mich aus einer Gruppe heraus eine Frau ansprach: "Sind Sie der Jongleur?"
nickte ich. Es war Frau Dr. Gabi Lahner, meine Auftraggeberin, die mich
angesprochen hatte. Bei dem kurzen Gespräch gesellte sich auch Hermann Bürgin hinzu. War
das ein schönes Wiedersehen! Hermann begleitete mich zur Turnhalle. Auf dem Weg
dorthin hatten wir uns noch viel zu erzählen. Anschließend traf
ich meine Vorbereitungen und wartete ungeduldig auf die Probanden ....
Erfahrungsbericht zur Studie oder Lasst Bilder sprechen
Die viel versprechende Neuauflage der Studie "Jonglieren lässt Erwachsenenhirne anwachsen".
Obwohl Ludwig Nebel, Kursleiter, in im Einzelcoaching
die Kursteilnehmer vor den bevorstehenden Jonglieraktivitäten warnte, gab es
erstaunlicherweise keine Absagen. Er mahnte: "Jonglieren kann süchtig
machen".
Danach folgten einige Sätze zum Thema... Nachdem jeder Proband ein Jongliertuch in
Händen hielt, ging es mit dem ersten Jonglierschritt los ...
Einige waren noch etwas ratlos.
Während die mänlichen Probanden noch am Entwirren
waren, haben
die weiblichen Probanden schon einen zarten Vorsprung vor dem männlichen Geschlecht. Lässt sich bei der Studie schon jetzt
etwas erkennen?
Bei den Partnerübungen steigerte sich der Teamgeist zu einer wahren Größe, sowohl bei den
weiblichen
als auch bei den männlichen Kollegen.
Die Professoren waren ständig bemüht mit vorbildlicher Einstellung
ihren Schützlingen bewusst zu machen, was auf dem Spiel steht. Doch in unbeobachteten Momenten mit drei farbenfrohen
Jongliertüchern passierte es.
Kann Freude noch gesteigert werden?
Die Teilnehmer gaben ihr Bestes und
Alles.
Am Ende der Veranstaltung gab Ludwig Nebel, Kursleiter, eine kleine Geschicklichkeitsdemonstration zum Besten. Unter anderem auch
im Bereich der Balance.
Einige Wochen später...
Die heiß ersehnte Auswertung und "leere" Veröffentlichung in der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt, überraschte alle.
Frau Dr. Gabi Lahner, mit der Auswertung vertraut und selbst Probandin, wusste zu berichten:
"Wegen der Kürze der Zeit konnte leider nicht die Spur einer Vergrößerung in der hinteren Furche - zwischen oberem und unterem
Seitenläppchen - des Gehirns festgestellt werden."
Dafür amüsierten sich viele der Probanden über einen kräftigen Muskelkater an Oberschenkeln und Allerwertestem.
Lächelnd führen sie es auf das "Auf und Nieder" beim Nach-den-Tüchern-und-Bällen-bücken zurück.
Der Muskelkater verschwand wieder, aber die Erinnerung an das schöne Erlebnis blieb und wer weiß, vielleicht ...
Viel Spaß beim Üben wünscht
Luigi